„Affinitätsreifung“ nur für Haustiere

Impfstoffhersteller und Veterinäre lassen sich immer wieder was Neues einfallen, um die schönen Umsätze mit den meist überflüssigen Nachimpfungen zu sichern.
Früher wurde einfach behauptet, dass die Impfungen gegen Staupe, Hepatitis und Parvo (SHP) nur ein Jahr lang halten. Das geht heute nicht mehr, weil es das Internet gibt. Da können Tierhalter nachlesen, dass das wissenschaftlicher Unfug ist.
Manche Hersteller versuchen jetzt, der Kundschaft die ständige Nachimpferei auf die sozusagen wissenschaftliche Tour unterzujubeln. Das hört sich nicht mehr so plump an wie früher, läuft aber bei näherer Betrachtung auf dasselbe hinaus. Beispiel: Intervet. Auf der Website dieses Pharmaunternehmens kann man nachlesen:
„Die Ausbildung einer belastbaren spezifischen Immunität wird durch die so genannte Grundimmunisierung gegen eine bestimmte Infektionskrankheit bewirkt. Sie muss durch regelmäßige Auffrischimpfungen (Booster-Impfung) erhalten werden.“ (Hervorhebung von mir)
Aha? Da wundern wir uns aber. Bis zum heutigen Tage werden Menschen gegen Masern nur zweimal geimpft – fürs ganze Leben. Aber das wäre doch leichtsinnig wenig, oder nicht?
Staupevirus und Masernvirus sind eng verwandt. SHP-Impfstoffe sind ebenso wie die Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffe Viruslebendimpfstoffe, sie werden auf ganz ähnliche Weise hergestellt.
Warum brauchen Menschen aber gegen MMR keine „regelmäßigen Auffrischimpfungen“? Und warum muss bei Hunden der Impfschutz gegen SHP „regelmäßig“ aufgefrischt werden? Kann mal jemand der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Humanimpfungen und dem Robert-Koch-Institut Bescheid sagen? Die müssen ja völlig falsch liegen mit ihren MMR-Impfplänen ohne lebenslange regelmäßige Auffrischung.
Weiter heißt es auf der Intervet-Website:
„Die zweite sowie jede weitere Impfung führt dabei zu einer Selektion derjenigen B-Lymphozyten, die Antikörper mit höherer Affinität bilden (Affinitätsreifung). Dies trägt zusammen mit dem schnelleren und höheren Antikörperanstieg zu einer gesteigerten Effektivität und damit zum wirksamen Schutz vor Infektionen bei.“ (Hervorhebungen von mir)
Aha. Wieder müssen wir uns wundern, wie leichtfertig die Humanmediziner mit unseren Impfungen umgehen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist nämlich nicht einmal die zweite MMR-Impfung zwingend notwendig, und zwar dann nicht, wenn man den Impferfolg nach der ersten Impfung mit einer Titermessung kontrolliert. (Weil das aber teuer ist, rät das RKI davon ab.)
„Der Nachweis eines bestehenden Impfschutzes nach erster Impfung kann über eine serologische Untersuchung erhalten werden.“
Also, eine zweite MMR ist laut RKI nicht zwingend nötig. Aber Moment, wie war das mit der „Affinitätsreifung“ und der „gesteigerten Effektivität“ – brauchen wir Menschen die etwa nicht? In den Impfplänen für Menschen steht, wenn es um Viruslebendimpfstoffe wie zum Beispiel MMR geht, nichts von „Affinitätsreifung“ und „gesteigerter Effektivität“ durch „regelmäßige Auffrischimpfungen“.
Offenbar gilt in der Veterinärmedizin eine ganz eigene Immunologie. Wir vermuten, es ist die veterinärmonetäre Immunologie. 
Noch ein Hinweis am Rande: Im Beipackzettel für Nobivac SHP von Intervet steht, dass bei einem Erstimpfalter von über zwölf Wochen EINE Impfung als Grundimmunisierung genügt. Also kann man ausgerechnet bei Welpen – für die Staupe, Hepatitis oder Parvo besonders gefährlich sind – auf die „Affinitätsreifung“ und die „gesteigerte Effektivität“ verzichten? Logik geht anders. 

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