Kürzlich ist ein neuer Impfstoff gegen die Feline Leukämievirusinfektion (FeLV, oft als „Leukose“ bezeichnet) auf den Markt gekommen, der als Dreijahresimpfstoff beworben wird. Wir sind davon nicht beeindruckt.
Das neue Produkt, Versifel FeLV von Pfizer, soll zweimal im Welpenalter, dann noch einmal mit etwa einem Jahr und danach „nur“ noch alle drei Jahre verabreicht werden.
Alle anderen FeLV-Impfstoffe am deutschen Markt sind unseres Wissens nur für ein Jahr zugelassen, dh im Beipackzettel wird die jährliche Wiederholung „empfohlen“.
Stellt Versifel FeLV also einen Fortschritt dar? Wir meinen: nein.
1. Brauchen Katzen diese Impfung lebenslang?
Empfänglich für eine persistierende FeLV-Infektion sind vor allem Kätzchen im Alter bis zu einem Jahr. Wenn sie mit Virusausscheidern in Kontakt kommen, haben sie ein hohes Risiko, sich auf Dauer zu infizieren und früher oder später Krankheitssymptome zu entwickeln.
Ausgewachsene Katzen haben ein sehr viel geringeres Risiko, sich auf Dauer mit FeLV zu infizieren. Grund: Ihr Immunsystem kann den Erreger viel besser abwehren als das Immunsystem von Kätzchen und Jungkatzen.
Durch die Impfung wird die körpereigene Abwehr bei ausgewachsenen Katzen nicht erhöht. Bei Impfstoff-Experimenten werden aus diesem Grund keine ausgewachsenen Katzen als ungeimpfte Kontrolltiere eingesetzt, sondern Katzenwelpen. Ausgewachsene Kontrolltiere lassen sich im Challenge-Test kaum dauerhaft mit FeLV infizieren.
2. Was ist drin im Impfstoff?
FeLV-Impfstoffe zählen zusammen mit den Tollwutimpfstoffen zu den Hauptverursachern der meist tödlichen Impfsarkome (= Krebs an der Impfstelle). Fast alle dieser Impfstoffe enthalten Adjuvantien (= Wirkverstärker), die eine starke Entzündung an der Impfstelle auslösen. Aus der Entzündung kann ein Impfsarkom entstehen.
Versifel FeLV enthält als Adjuvantien, resp. Zusatzstoffe:
– Quil A, ein Saponin (ein Extrakt aus dem Seifenrindenbaum Quillaja)
Saponine sind unseres Wissens bisher bei Humanimpfstoffen nicht zugelassen. In der „Pharmazeutischen Zeitung“ hieß es dazu: „Quillaja-Saponine können … auch mit Zellmembranen interagieren und weisen dadurch zytotoxische Wirkungen auf. Aus diesem Grund ist Quil A für den Menschen zu toxisch, um als Adjuvans eingesetzt zu werden.“ Aha, das Zeug ist also ein Zellgift und für Menschen zu toxisch, aber bei Katzen (und anderen Tieren) soll es unbedenklich sein?
– Cholesterol (Fett, wie es auch im menschlichen Körper vorkommt)
– DDA (Dimethyl-Dioctadecyl-Ammoniumbromid)
Das ist ein Stoff, der das Immunsystem ähnlich stark stimuliert wie das Komplette Freund-Adjuvans (= Gemisch aus Paraffin, abgetöteten Bakterien und einem Emulgator). DDA soll nicht ganz so nebenwirkungsträchtig sein wie das Freund-Adjuvans. In Humanimpfstoffen wird DDA unseres Wissens nicht eingesetzt, Freund-Adjuvans sowieso nicht.
– Carbopol
Das ist eine Polyacrylsäure, die zur Gel-Bildung dient. Sie wird in Humanimpfstoffen unseres Wissens nicht verwendet.
Fazit:
Der Nutzen jährlicher oder dreijährlicher FeLV-Nachimpfungen für ausgewachsene Katzen ist nicht erwiesen. Daher stellt ein „Dreijahresimpfstoff“ gegen FeLV keinen Fortschritt dar.
FeLV-Impfungen sind bei Katzenwelpen sinnvoll, wenn sie mit Virusausscheidern in Kontakt kommen können. Wegen des Sarkomrisikos sollte man dabei dem adjuvansfreien FeLV-Impfstoff (Purevax FeLV) den Vorzug geben. Wer meint, dass auch ausgewachsene Katzen gegen FeLV nachgeimpft werden sollten, sollte ebenfalls das adjuvansfreie Produkt verabreichen lassen. Der neue „Dreijahresimpfstoff“ enthält starke Adjuvantien und könnte daher das Impfsarkomrisiko vergrößern.
Siehe hierzu auch unseren Beitrag „Neun Wahrheiten über Beipackzettel“