Katzenimpfung: Im Wirrwarr der Empfehlungen

Ob sie von US-Veterinärverbänden, vom Weltverband der Kleintierärzte (WSAVA) oder von der deutschen „Ständigen Impfkommission Vet“ stammen:

Alle Richtlinien, Guidelines oder Leitlinien zu Katzenimpfungen sind mit dem Makel behaftet, dass ihre Aussagen zu Impfabständen willkürlich sind.*)

Sie haben keine wissenschaftliche Basis.

Dreijährliche Nachimpfungen sind nur ein fauler Kompromiss.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass Katzen von jährlichen oder dreijährlichen Impf-„Auffrischungen“ profitieren.

Wissenschaftliche Belege wären ja wohl das Mindeste, was man von Richtlinien, Guidelines oder Leitlinien erwarten darf.

***

Wie sind diese Richtlinien oder Leitlinien eigentlich zustande gekommen? Und wie kam es zu den Dreijahres-Impfabständen? 

Kurz gesagt so: Die jährliche Impferei geriet in den 90er Jahren schwer in Verruf, vor allem deshalb, weil immer mehr Katzen an Impfsarkomen erkrankten und starben.

Da sagten sich einige führende Hochschulveterinäre: Leute, wir können das mit der jährlichen Impferei nicht so lassen, wir haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wir ändern das jetzt auf drei Jahre, wenigstens für ein paar Impfungen.

Warum nur auf drei Jahre? Weil die Experten davon ausgingen, dass man den praktischen Tierärzten – die ja zu einem guten Teil von der jährlichen Impferei leben – mit noch größeren Impfabständen gar nicht erst zu kommen bräuchte.  

Und so geschah es dann, dass die alte Lüge

– nämlich dass Katzen jährlich nachgeimpft werden müssen –

ersetzt wurde durch eine neue Lüge

– nämlich dass Katzen alle drei Jahre nachgeimpft werden müssen.

***

Wir wären ja bei den Beratungen gern dabei gewesen.

Denn dann hätten wir eine Erklärung dafür, warum die diversen Empfehlungen (USA, Weltverband, Deutschland) so unterschiedlich sind, obwohl manche Experten an mehr als einer Richtlinie mitgewirkt haben (zB die Professoren Hartmann und Horzinek).

Wurden sie bei den Beratungen zu den internationalen Empfehlungen (Weltverband der Kleintierärzte) überstimmt? Oder haben sie daheim andere Meinungen als im Ausland?

Wir wissen es nicht. Wir stellen nur diese seltsamen Divergenzen fest.

Seuche-Schnupfen-Impfung:

US-Guidelines, WSAVA-Guidelines: Seuche-Schnupfen alle drei Jahre

Deutsche „Leitlinie“: Seuche alle drei Jahre, Schnupfen jährlich oder alle zwei Jahre

FeLV-Impfung:

US-Guidelines: FeLV (Freigänger) jährlich

WSAVA: FeLV (Freigänger) alle drei Jahre

Deutsche Leitlinie: FeLV (Freigänger) jährlich („bei alten Tieren individuell entscheiden“)

Oder wurden die Empfehlungen zu den Impfabständen sowieso nur ausgewürfelt, und dann ging es halt mal so und mal anders aus?

*) Dasselbe gilt natürlich für die Empfehlungen zu Hundeimpfungen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Sie haben hier die Möglichkeit, auch anonym einen Kommentar zu schreiben. Die Felder "Name" und "Email" sind optional. Eine eventuell angegebene Emailadresse wird nicht veröffentlicht.

Kommentare werden erst nach Prüfung freigeschaltet. Es werden KEINE IP-Adressen der Nutzer gespeichert. Bitte beachten Sie aber: Wenn Sie kommentieren, werden neben Ihrem Kommentar auch Angaben zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars gespeichert, und wenn Sie nicht anonym posten, auch die Emailadresse und der von Ihnen gewählte Name.