Lepto ausrotten durch „Durchimpfen“?

Ein Leser/eine Leserin meinte, uns mitteilen zu müssen, dass er/sie im Frühjahr zur Lepto-Impfung gehe, wenn der neue Impfstoff da sei, „der gegen den neuen Stamm ist, an dem hier in der Gegend seit einigen Monaten mehrere Hunde eingegangen sind“ (*).

Von uns aus kann er/sie das gern tun.

Aber: Welcher Impfstoff gemeint ist, bleibt schleierhaft – der Dreifach-Leptoimpfstoff, der angekündigte Vierfach-Leptoimpfstoff?

Und: Um Stämme geht es nicht, sondern um Lepto-Arten, die sich weit mehr voneinander unterscheiden als Stämme.

Wir bezweifeln im übrigen sehr stark, dass der „Stamm“ (der kein Stamm ist, sondern eine Serovar) tatsächlich genau identifiziert wurde. Das ist labortechnisch sehr aufwendig und teuer und unterbleibt deshalb in der Regel.

Ganz albern wird die Zuschrift zum Schluss:

„Wenn alle ihre Hunde durchimpfen würden, gäbe es manche Krankheit gar nicht mehr.“

1. Was Lepto betrifft, so ist das blanker Unsinn, denn Lepto wird selten von Hund zu Hund übertragen (zB in Tierheimen oder Kennels mit schlechter Hygiene). Hauptansteckungsquelle sind Wildtiere (vor allem Nager) und Großtiere, bzw. deren Ausscheidungen. Durch Impfung der Hunde ist Lepto daher nicht auszurotten.

2. Lepto-Impfstoffe verhindern nicht die Infektion. (Es gibt zwar einen Hersteller, der das von seinem Produkt behauptet, aber hersteller-unabhängige Studien liegen dazu nicht vor.) Lepto-geimpfte Hunde können sich mit Leptospiren infizieren und sie ausscheiden. Und zwar mit Lepto-Arten, die nicht im Impfstoff enthalten sind, und auch mit Lepto-Arten, gegen die der Impfstoff eigentlich schützen sollte.

3. Was ist mit „durchimpfen“ gemeint? Eine hohe Impfquote in einer Population ist dann sinnvoll und erstrebenswert, wenn die Infektion innerhalb dieser Population zirkuliert und übertragen wird. Auf Lepto trifft das nun gerade nicht zu, siehe oben. Mit „durchimpfen“ ist hier vermutlich gemeint, dass alle Tierhalter ihre Hunde jährlich zur Komplettimpfung bringen sollen, gell? Weil’s halt so schön einträglich ist.

4. Wie so oft, wird auch in dieser Zuschrift eine eigenartige Logik sichtbar. Wenn man den eigenen Hund „durchimpfen“ lässt, sollte man doch auf der sicheren Seite sein. Warum dann dieses Gemaule gegen andere, die ihre Hunde nicht „durchimpfen“ lassen? Die allermeisten Leute lassen ihre Hunde impfen. Allerdings gibt es immer mehr Tierhalter, die ihre Hunde (oder Katzen) nur so oft impfen lassen, wie es wirklich nötig ist, und nur mit Impfstoffen von erwiesenem Nutzen. Denen, die an der jährlichen Impferei verdienen, gefällt das natürlich nicht. 



(*) „Eingegangen“ – eigenartige Wortwahl. Unter Menschen, die Hunde lieben, nicht gerade üblich.

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