Öffentlich-rechtlicher Stuss über Haustierimpfungen

Am 22. Mai brachte das ARD-Morgenmagazin eine Sendung über Impfungen für Haustiere, nebst einem „Service“-Text auf seiner Website.

Wir haben die Sendung nicht gesehen, aber der Text liest sich wie ein PR-Stück für Tierarztverbände und Impfstoffhersteller.

Journalistische Recherche? Faktencheck? Nix, null, nada. 

Hier die allerschlimmsten Klöpse:

„Nebenwirkungen sind äußerst selten geworden“

ARD-Text:
„Die von Tierhaltern gefürchteten Impfreaktionen und Nebenwirkungen sind bei den modernen Impfstoffen äußerst selten geworden und stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen einer Impfung.“

Welche „modernen“ Impfstoffe sollen das denn sein? Die „modernen“ Impfstoffe für Katzen und Hunde kann man an einer Hand abzählen, viele Produkte sind alt, zum Beispiel die Staupe- und Hepatitis-Impfstoffe für Hunde, fast alle Seuche-Schnupfen-Impfstoffe für Katzen oder fast alle Tollwutimpfstoffe. Wenn die Produkte seit vier oder fünf oder sechs Jahrzehnten die gleichen sind, wie soll dann die Nebenwirkungsrate gesunken sein?

Und: Woher will der Verfasser/die Verfasserin dieses Textes überhaupt wissen, dass Nebenwirkungen „äußerst selten geworden“ sind? Dazu müsste man ja belastbare Vergleichsdaten haben, von früher und von jetzt. Die existieren gar nicht.

Hinzu kommt: Mindestens 90 Prozent der Nebenwirkungen werden sowieso niemals gemeldet. Früher sowieso nicht, und auch heute nur ausnahmsweise.

Dazu braucht man nur mal zu vergleichen, wie viele Impfsarkom-Katzen pro Jahr in deutschen Praxen und Kliniken operiert werden und wie wenige Impfsarkom-Meldungen das Paul-Ehrlich-Institut erhält.

„Nur die Hälfte/nur ein Drittel geimpft“

ARD-Text:
„Doch nur etwa die Hälfte aller deutschen Hunde und ein Drittel aller Katzen verfügen über einen ausreichenden Impfschutz.“

Wir haben beim Morgenmagazin angefragt, worauf diese abenteuerliche Behauptung beruht, geantwortet hat man uns nicht.

Wie ermittelt man die Impfquote in einer Population? Man setzt die Zahl der verkauften Impfdosen ins Verhältnis zur Gesamtzahl derjenigen, die Zielgruppe dieser Impfstoffe sind.

In der Kleintiermedizin geht das regelmäßig in die Hose. Denn hier gilt ja nur als geimpft, wer jährlich vollgeknallt wird. Nach Zielgruppen/Altersgruppen wird gar nicht unterschieden.

Beispielsrechnung: Insgesamt acht Millionen Katzen in Deutschland, jährlicher Verkauf von Seuche-Schnupfen-Impfdosen rund 2,6 Millionen, ergo: Zwei Drittel aller Katzen sind „ungeimpft“.
Nach dieser Berechnungsmethode wäre die deutsche Bevölkerung nahezu vollständig „ungeimpft“.

„Hunde/Katzen erkranken am häufigsten an Tollwut“

ARD-Text:
„Hunde erkranken am häufigsten an Tollwut, Staupe, HCC (….) Parovirose ((sic)) und Leptospirose, Katzen am häufigsten an Tollwut, Katzenschnupfen, Katzenseuche (…) und Katzenleukämie.“

Holla. Hier wird ja echtes Geheimwissen geboten.

Es ist so geheim, dass nur das ARD-Morgenmagazin davon Kenntnis hat.

Woanders ist es nämlich völlig unbekannt, dass deutsche Hunde und Katzen „am häufigsten an Tollwut“ erkranken.

Vielleicht sollte mal jemand den Veterinär- und Gesundheitsbehörden Bescheid sagen. Denn die wissen davon nichts.

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