Wenn sich Tierärzte über Impfungen und Immunitätsdauer äußern, geht das erschreckend oft in die Hose.
Wissen sie es nicht besser, oder verdrehen sie die Tatsachen mit Absicht?
Unser aktuelles Fundstück*:
Zitiert wird eine Tierärztin, die an einer Universität tätig sein soll**, mit der Behauptung, dass Impfstoffe für Hunde heute länger wirksam seien als noch vor zehn Jahren.
Wie bitte?
Was hat sich denn an Parvo-, Staupe- oder Hepatitis-Impfstoffen in den vergangenen zehn Jahren geändert?
Antwort: gar nichts. Es sind die gleichen gefriergetrockneten Zellkulturimpfstoffe wie eh und je mit den gleichen Lebendimpfviren (manche Impfvirustypen werden seit über 50 Jahren unverändert verwendet).
Sie haben schon immer mehr als nur ein Jahr und mehr als nur drei Jahre Schutz verliehen.
Geändert haben sich nur die Empfehlungen zur Häufigkeit der „Auffrischimpfungen“.
Dankenswerterweise hat der Weltverband der Kleintierärzte WSAVA kürzlich klargestellt, dass auch die dreijährliche Nachimpferei gegen Staupe-Hepatitis-Parvo sinnlos und unnötig ist.
S. http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/2013/05/wsava-richtlinie-fur-die-welpenimpfung.html
Schmerzlich für Tierärzte und Hersteller, aber schön für Hunde und Tierhalter/innen.
Das oben Gesagte gilt auch für Tollwutimpfstoffe.
Wurden neue T-Impfstoffe für Hunde (oder Katzen) entwickelt, nachdem die EU-Kommission endlich Schluss gemacht hatte mit der Pflicht zur jährlichen Nachimpfung?
MITNICHTEN. Es war auch gar nicht nötig. Diese Impfstoffe haben Katzen und Hunde schon immer weit länger als ein Jahr geschützt.
Nachlesen kann man das in der vorzüglichen Übersichtsarbeit, die der Tollwutexperte Michel Aubert 1992 (!) im Journal der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) veröffentlicht hat.
Seit den 70er Jahren –
also seit die heute üblichen inaktivierten adjuvanshaltigen Tollwutimpfstoffe für Haustiere nach und nach an den Markt kamen –
war bestens bekannt und belegt, dass sie nicht nur 365 Tage wirken. Sie mussten nämlich vor der Zulassung auf eine Immunitätsdauer von mindestens drei Jahren getestet werden.
Es hat nur leider über vier Jahrzehnte gedauert, bis der Unfug der jährlichen T-Impfung endlich abgeschafft wurde.
* Wir wollen gar nicht verraten, woher das Fundstück stammt, das wir uns hier vornehmen. Wir wollen der Fundstelle keinen Traffic bescheren, und es ist im Grunde auch ganz wurscht, wo genau dieser Käse veröffentlicht wurde.
** Von der LMU München ist sie nicht.