Nix dazugelernt: Die neuen AAFP-Empfehlungen zur Katzenimpfung



Der Impf-Beirat der American Association of Feline Practitioners (AAFP = Verband der Katzenspezialisten) hat seine Impfempfehlungen für Katzen aktualisiert. 

Ein Fortschritt im Vergleich zu den beiden früheren Versionen ist nicht zu erkennen. 


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Gegen Seuche und Schnupfen soll weiterhin alle drei Jahre nachgeimpft werden. Lebenslang. 

Wird dafür eine wissenschaftliche Begründung gegeben? Werden wissenschaftliche Beweise dafür genannt, dass Katzen von dreijährlichen Nachimpfungen gegen Seuche und Schnupfen einen Nutzen haben? Ist durch Studien belegt, dass diese häufigen Nachimpfungen nötig sind?

NEIN. 



Gegen FeLV („Leukose“) soll bei niedrigem Infektionsrisiko alle zwei Jahre und bei höherem Infektionsrisiko jährlich nachgeimpft werden. Lebenslang. 

Wird dafür eine wissenschaftliche Begründung gegeben? Werden wissenschaftliche Beweise dafür genannt, dass Katzen von jährlichen oder zweijährlichen FeLV-Nachimpfungen einen Nutzen haben? Ist durch Studien belegt, dass diese Nachimpfungen nötig sind?

NEIN. 

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Die Veterinäre/innen aus den USA, Großbritannien, Kanada und Deutschland, die das Feline Vaccination Advisory Panel der AAFP bilden, stützen sich nach eigenen Angaben soweit möglich auf publizierte Daten (also Daten aus Studien) sowie auf den Konsens einer Gruppe von Experten aus den Gebieten Immunologie, Infektiologie, Innere Medizin und klinische Praxis. 

Das müssen dolle Immunologen sein, die da mitgewirkt haben.

Sie scheinen nicht zu wissen, dass auch Katzen ein vollwertiges Immunsystem besitzen, mit Immungedächtnis und allem Drum und Dran.


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Interessant an der neuen Version sind nur zwei Details.

1. Es wird immerhin eingestanden, dass eine geimpfte Katze nicht mehr „neu grundimmunisiert“ werden muss, wenn sie nachgeimpft werden soll – egal wie lange ihre letzte Impfung zurückliegt. 

(Was aber natürlich nichts daran ändert, dass die Notwendigkeit der Nachimpfung nicht bewiesen ist.)

2. Laut den Experten sind Impfsarkome viel seltener, als man früher meinte. 

(Bei der miserablen Datenlage eine gewagte Behauptung. Impfsarkome werden so gut wie nie bei den für die Impfstoffsicherheit zuständigen Behörden gemeldet, das ist in den USA nicht anders als in Deutschland usw. Alle Studien zur Häufigkeit des Impfsarkoms bei Katzen sind methodisch völlig unzureichend.)

Doch obwohl Impfsarkome aus Sicht des AAFP-Panels eigentlich kein Problem sind, geben die wackeren Experten neue Empfehlungen für die Impflokalisation, also die Körperstellen, an denen die Impfspritze gesetzt werden soll: 

Seuche-Schnupfen subkutan unterhalb des Ellenbogens, FeLV und Tollwut subkutan unterhalb des Knies (am linken, resp. rechten Hinterbein). 

Und selbstverständlich soll NIEMALS zwischen den Schultern geimpft werden. 

Das sollten die Experten mal den deutschen Kleintierärzten erzählen. Die setzen die Impfspritze bei Katzen immer noch am liebsten in den Nacken. 


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Der Weltverband der Kleintierärzte WSAVA hat im Mai diese fabelhafte Klarstellung zur SHP-Nachimpferei veröffentlicht: 
  
http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/2013/05/wsava-richtlinie-fur-die-welpenimpfung.html

Seither warten wir darauf, dass er sich auch die Nachimpferei bei den Katzen vorknöpft. 

Wie nötig das ist, zeigen die neuen Empfehlungen der AAFP. 



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