Lepto in Zahlen

Die Leptospirose erfreut sich bei Herstellern und einigen Tierärzten großer Beliebtheit: Man kann so schön damit Angst machen. Die Impfung schützt – wenn überhaupt – nach herrschender Meinung höchstens ein Jahr, da klingelt die Kasse. 

Lepto ist eine meldepflichtige Tierkrankheit.(*) Und soll wegen der oft angeprangerten Impfmüdigkeit der Tierhalter/innen immer häufiger werden. Oder etwa nicht?

Für Intervet/MSD Tiergesundheit ist die Sache klar: „In den letzten Jahren“ sei die Zahl der Lepto-Infektionen bei Mensch und Tier „gestiegen“, heißt es auf der Lepto-Marketing-Website des Impfstoffherstellers. 

Sehen wir mal die amtlichen Zahlen an. Im „Tiergesundheitsbericht“ des Friedrich-Löffler-Instituts für 2012 (aktuellste Daten) sind auf Seite 25 in der Tabelle 13 Lepto-Fälle bei Hunden aufgeführt. 

Im Textteil sind’s übrigens auf einmal 15 Fälle (S. 72).

Und jetzt machen wir den Zehnjahresvergleich (amtliche Zahlen 2001/2002 bis 2012; Quelle: Tiergesundheitsberichte des FLI)

2012: 13 Lepto-Fälle bei Hunden (oder vielleicht 15, s. o.)
2011: 18
2010: 3
2009: 8
2008: 2
2007: 4
2006: 3
2005: 18
2004: 25
2003: 22
2001/2002: 14


Was kann man aus diesen schwankenden Fallzahlen ablesen? Eine steigende Tendenz jedenfalls nicht. Die Zahl der gemeldeten Lepto-Fälle bei Hunden ist in diesem Zehnjahreszeitraum mal gesunken, mal gestiegen

Furchtbar hoch sind die Zahlen nie. Warum nicht? Melden die Tierärzte ihre Lepto-Fälle nicht, obwohl sie sie für meldepflichtig halten(*) und angeblich immer mehr Hunde erkranken? Oder ist Lepto doch nicht die große Gefahr, die ständig heraufbeschworen wird? Trotz der beklagten Impfmüdigkeit? Es ist ein Rätsel.


PS: Und selbstverständlich gibt es überhaupt keine Angaben zum Impfstatus der Hunde mit Lepto. In einer bayerischen Lepto-Studie waren 60 Prozent der an Lepto erkrankten Hunde regelmäßig dagegen geimpft. 


(*) Nachtrag

Ist Lepto beim Hund überhaupt meldepflichtig? Antwort: Die einen sagen so, die anderen so. 

1. Laut der entsprechenden Verordnung (Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten, TKrMeldPflV 1983, zuletzt geändert 2014) ist Lepto nur bei Schafen und Schweinen meldepflichtig. 

2. Das Friedrich-Löffler-Institut (Bundesforschungsinstitut und Bundesoberbehörde des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL) veröffentlicht regelmäßig Zahlen zur Hunde-Leptospirose (und zu Lepto bei Rindern). Warum? Nur weil in der Tabelle der meldepflichtigen Tierkrankheiten entsprechende Spalten vorgesehen sind? Die Behörde könnte ja in die Spalten für Hunde (und Rinder) genauso gut „n. m.“ (nicht meldepflichtig) schreiben und auf die Erfassung dieser Zahlen verzichten. 

3. Auf der Website des BMEL ist die Leptospirose als meldepflichtige Tierkrankheit gelistet, ohne Einschränkung auf die zwei Tierarten, die in der Verordnung genannt sind. 

4. Auf der Website leptospirose-hund.de des Impfstoffherstellers MSD Tiergesundheit  steht zu lesen (Startseite): „Sie ist bei Mensch und Hund meldepflichtig.“

5. Auf der Website webvet.de (der Betreiber ist, soweit ersichtlich, ein Tierarzt) steht zu lesen: „Die Leptospirose des Hundes ist meldepflichtig.“

Aus all dem ist der Schluss zu ziehen, dass Lepto beim Hund laut TKrMeldPflV nicht meldepflichtig sein mag, dass sie aber von Tierärzten und Impfstoffherstellern als meldepflichtig betrachtet wird. Und ganz eindeutig sieht es das FLI als seine Aufgabe, die Zahlen zu sammeln und in der Tabelle der meldepflichtigen Tierkrankheiten zu veröffentlichen.

Zahlen, die wahrlich keinen bedrohlichen Anstieg erkennen lassen. 

©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/





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