Durch ein technisches Versehen
– auf die falsche Taste gedrückt –
haben wir unseren Beitrag „Dauer des Impfschutzes – Gewissheiten in der Humanmedizin, bloße Vermutungen in der Tiermedizin?“ gelöscht.
Weil wir keine Lust haben, den Beitrag zu rekonstruieren, hier jetzt in etwas anderer Form ein paar Fakten zum Thema DOI (duration of immunity, Schutzdauer) und Titer.
Woher weiß man, dass die Masernimpfung lebenslang hält? (Masern = Menschenstaupe)
Antwort: Man weiß es gar nicht. Man nimmt es nur an.
Man kann es auch noch gar nicht wissen, weil die Impfung erst seit ca 50 Jahren üblich ist, und Menschen leben (in den reichen Ländern) im Schnitt weit länger.
Trotzdem wird nicht „aufgefrischt“, und man macht auch keine flächendeckenden Titerkontrollen.
Wenn also Veterinärimpfexperten in den WSAVA-Welpenrichtlinien schreiben, der SHP-Schutz halte „probably“ (wahrscheinlich) lebenslang, tun sie nichts anderes als ihre Kollegen in der Humanmedizin: Sie treffen eine begründete Annahme.
In der Humanmedizin wird niemand deshalb hysterisch, und keiner schreit nach Auffrischung oder Titerkontrolle.
Woher weiß Schultz das?
Erstens werden die Hunde in seiner Familie seit den 70er Jahren nur ein- oder zweimal als Welpen gegen SHP geimpft und dann nie wieder. Mit bestem Erfolg.
Zweitens macht er selbst seit Jahrzehnten Langzeit-Titermessungen und Challenge-Studien.
Drittens zeigen alle seriösen Studien, dass das Vorhandensein von Titern für S und P nicht vom Zeitabstand zur Impfung und auch nicht von der Zahl der „Auffrischungen“ abhängt. Hund als Welpe geimpft, 15 Jahre später immer noch Titer für S und P. Ganz ohne „Auffrischung“. Überraschend ist das übrigens nicht. Auch Tiere haben ein Immungedächtnis.
3. Ist ein Titer nur eine Momentaufnahme?
Bei den allermeisten Impfungen werden sowieso überhaupt keine flächendeckenden Titerkontrollen gemacht. Nicht direkt nach der Impfung, um zu schauen, ob’s funktioniert hat, und auch nicht Jahre danach, um zu schauen, ob’s noch hält.
Man verlässt sich darauf, dass Impfungen bei den allermeisten Leuten klappen.
Titer werden zu wissenschaftlichen Zwecken gemessen, und zwar für die Studien vor und nach der Einführung NEUER Impfstoffe.
Aber nur bei einer relativ kleinen Zahl von Impflingen.
Aktuelles Beispiel: die HPV-Impfung.
Gemessen wird bei frisch geimpften Personen, um festzustellen, ob die Impfung greift (Antikörper als Surrogatmarker für den Impferfolg). Spätere Messungen, je nach Impfstoff in mehr oder weniger großen Zeitabständen, dienen dazu, die Annahmen zur DOI zu prüfen.
Kein Mensch wird dauernd zur Ader gelassen, um zu schauen, ob er noch Impfschutz hat.
4. Titer-Hysterie, Teil 1
Hierzu noch einmal ein Blogbeitrag von 2013:
Ein sinnloses Telefonat über Staupe-Titer
„Guten Tag, ich bin XY, habe Ihr Buch gelesen und hätte mal eine Frage wegen Staupe-Titern.“
„Ich höre.“
„Also, ich bin ja ganz impfkritisch und will nicht so viel impfen. Wir haben jetzt aber Fuchsstaupe in der Gegend, und da habe ich bei meinem Hund den Staupe-Titer messen lassen. Der ist 1:32. Das Labor sagt, das ist nicht genug.“
„Jeder messbare Titer zeigt an, dass die Impfung geklappt hat und dass ein Immungedächtnis angelegt wurde. Das ist nicht meine Privatmeinung, sondern das, was die führenden Experten auf diesem Gebiet sagen.“
„Aber das Labor sagt doch, dass der Titer nicht reicht.“
„JEDER MESSBARE TITER ZEIGT AN, DASS DIE IMPFUNG GEKLAPPT HAT UND DASS EIN IMMUNGEDÄCHTNIS ANGELEGT WURDE.“
„Ja, aber wenn das Labor doch sagt …“
„Staupe und Masern sind sehr eng miteinander verwandte Viren. Werden bei Menschen Titer gemessen, wenn Masernfälle auftreten? Werden ordnungsgemäß maserngeimpfte Menschen nachgeimpft, wenn Masernfälle auftreten?“
„Äh, nein. Aber wenn das Labor doch sagt …“
„Wissen Sie, dieses Gespräch ist sinnlos. Guten Tag.“
Hat das Labor eine wissenschaftliche Begründung für die Behauptung, ein Staupe-Titer von 1:32 sei ungenügend? Nein.
Kann es wissenschaftliche Belege dafür liefern, dass „Auffrischimpfungen“ mit Viruslebendimpfstoffen beim nachweislich erfolgreich geimpften Tier einen Nutzen haben? Nein.
Kann es uns erklären, warum „Auffrischimpfungen“ mit Viruslebendimpfstoffen wie zB Masern (= Menschenstaupe) in der Humanmedizin unbekannt sind? Nein.
Für die, die’s nicht glauben wollen, zum x-ten Mal:
Dr. Jean Dodds, US-Tierärztin, Expertin für Impfungen und Impfschäden:
„ANY measurable titer to either distemper and parvovirus means that the dog has specific committed immune memory cells to respond and afford protection upon exposure.“
(JEDER messbare Titer für Staupe und Parvo bedeutet, dass der Hund spezifische Immungedächtniszellen hat, die bei Erregerkontakt aktiv werden und für Schutz sorgen. Hervorh. MP)
Welpen-Impfrichtlinien des Weltverbands der Kleintierärzte (WSAVA) 2013:
„The presence of circulating antibodies indicates that the dog is immune.“
(Das Vorhandensein zirkulierender Antikörper zeigt an, dass der Hund immun ist. – Es wird also nicht gesagt: Das Vorhandensein zirkulierender Antikörper in Höhe von mindestens 1:XY zeigt an, dass der Hund immun ist.)
5. Titerkontrolle statt Auffrischung?
PS: Das ist eine rhetorische Frage.
Danke für das Update 🙂
Gern geschehen.
Und lieben Dank für die nette Zuschrift.
Seit ich diese Seite kenne, schaue ich immer wieder rein und empfehle sie auch immer wieder weiter.
Das freut uns, ebenfalls lieben Dank.