Katzenimpfstoffe, Schutzdauer und das dumme Europa


Der Impfstoffhersteller Merial hat im Mai eine Studie über drei Jahre „Schutzdauer“ für die Schnupfenimpfung veröffentlicht, und zwar mit dem Produkt Purevax RCPCh FeLV, einer Kombi Seuche-Schnupfen-Chlamydien-FeLV (Jas et al. 2015). 

Unseres Wissens der erste Dreijahrestest zu Schnupfenimpfstoffen in Europa. 

Wir sind sowas von unbeeindruckt

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Sind „Dreijahres“-Schnupfenimpfstoffe etwas Neues?

Ganz und gar nicht. 

In den USA wurden 1998 erstmals die AAFP-Richtlinien veröffentlicht, mit Dreijahresintervall für Seuche UND Schnupfen.

Schon vorher hatten US-Unitierkliniken Dreijahresabstände empfohlen und praktiziert.

In der Folge mussten die Hersteller, ob sie wollten oder nicht, für ihre Produkte Dreijahresschutz versprechen, und zwar für Seuche UND Schnupfen. 

Aber das haben sie natürlich nur in den USA getan. 

Europa und andere Märkte wurden und werden dumm gehalten


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Durchaus mit tätiger Hilfe einheimischer Experten. 

Zum Beispiel in Deutschland, wo die Stiko Vet in ihrer „Leitlinie“ von der jährlichen Schnupfenimpferei nicht lassen mag. 

Ganz im Gegensatz zu AAFP (USA) und WSAVA (weltweit). 

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Ist diese Studie ein Fortschritt? Aus Sicht von Merial sicherlich. Man gibt sich ganz fortschrittlich und bietet ein Produkt für die Dreijahresschnupfenimpferei an.   

Schließlich behalten andere Hersteller in Europa hübsch für sich, dass sie in den USA schon längst Dreijahresstudien zu Schnupfenimpfstoffen vorgelegt haben. 

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Warum eigentlich Dreijahresstudien?

Wahrscheinlich weil die Drei so eine schöne Zahl ist.

Viel schöner als die 7,5 Jahre aus der Scott-Geissinger-Studie von 1999.  

Scott und Geissinger zeigten: Impftiter für die Schnupfenerreger Calicivirus und Herpesvirus können mit der Zeit bis unter die Nachweisgrenze sinken. 

Aber wenn man die Katzen viele Jahre nach der Impfung mit scharfen Viren infiziert, entwickeln sie 

eine anamnestische Immunantwort.

Ihr Immungedächtnis tritt in Aktion.

Ihre Immungedächtniszellen bilden neue Antikörper


Ja, wie isses nur möglich. Haben diese Tiere doch tatsächlich ein Immunsystem mit allem Drum und Dran. 
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Heißt das, dass Schnupfenimpfstoffe nur 7,5 Jahre (teilweise) schützen? Nein. Es wurde halt nur für 7,5 Jahre untersucht. 

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Challenge-Studien mit Schnupfenerregern sagen nicht besonders viel aus

Die Impfstoffe verhindern NICHT die Infektion, und viele durch und durch geimpfte Katzen erkranken an Schnupfen. Hauptrisikofaktor ist Stress. In Studien mit geimpften und ungeimpften Tieren werden nur Symptome (clinical scores) verglichen. Das lässt viel Raum für subjektive Bewertungen.  

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Impfstoff-Studien, wir wiederholen uns, sind grausam. Bei der Jas-Studie starben vier von 25 Katzen (zwei geimpfte, zwei ungeimpfte). Natürlich verbrachten auch diese Versuchstiere ihr Leben in trostlosen Laborkäfigen. 


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Würden wir diesen Impfstoff geben lassen? 

Bei aller Sympathie für die durchweg adjuvansfreien Purevax-Produkte: Diese Kombi RCPCh FeLV käme uns nicht ins Tier.   

Erstens, weil der sinnlose Chlamydien-Impfstoff mit drin ist.

Zweitens, weil der FeLV-Impfstoff mit drin ist. Der Nutzen der FeLV-Impfung bei ausgewachsenen Katzen ist mehr als zweifelhaft. 

Gegen die kleinere Variante Purevax RCP – nur Seuche/Schnupfen – hätten wir keine Einwände. 

Aber nur für Katzenwelpen. 

Ausgewachsene Katzen werden bei uns nicht nachgeimpft. Niemals. 

Weil unsere Katzen ein Immungedächtnis haben. 


PS: Außerdem genießen sie ein ziemlich gutes Leben mit liebevoller Zuwendung und artgerechter Rohernährung. 

©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/






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