Buchempfehlung: „Die Hygienefalle“




Bert Ehgartner hat wieder zugeschlagen: In seinem neuen Buch „Die Hygienefalle“ plädiert er dafür, Schluss zu machen mit dem Krieg gegen Viren und Bakterien. 







In der „Hygienefalle“ macht der Autor uns zunächst mit der Tatsache bekannt, dass wir in unserem Organismus in der Minderheit sind: „Auf jede einzelne Zelle unseres Körpers kommen zehn Zellen von Mitbewohnern.“ Und die meisten von ihnen sind nicht nur nicht feindlich, sondern gutartig oder sogar lebensnotwendig. Ohne das vielfältige mikrobielle Leben auf uns und in uns „könnten wir nicht einmal unser Frühstücksbrot verdauen“. Durch denaturierte Nahrung, Antibiotika und andere Eingriffe wird dieses Mikrobiom und damit die Gesundheit zunehmend geschädigt. Folge: immer mehr Zivilisationskrankheiten, von der Allergie über Autoimmunerkrankungen bis hin zu chronischen Erkrankungen des Nervensystems. 

Anders als es Titel und Vorwort vermuten lassen, geht es in der „Hygienefalle“ allerdings nicht nur um nützliche Mikroben und ihren Einfluss auf Immunsystem und Nervensystem. Vielmehr legt Ehgartner einen Rundumschlag gegen die Medizin vor, wie sie seit dem 19. Jahrhundert praktiziert wird, und führt dabei Themen fort aus seinen früheren Büchern, etwa die fragwürdige Vorsorge- und Früherkennungsmedizin oder Impfungen („Dirty little secret – Die Akte Aluminium„, „Gesund, bis der Arzt kommt“). 

Besonders das Kapitel 4 gibt viel Stoff zum Nachdenken. Dass Antibiotika mit den bösen auch die guten Keime von Mensch und Tier hinwegraffen, dürfte weithin bekannt sein. Aber dass sogar berüchtigte Keime wie etwa das Magenbakterium Helicobacter pylori nicht per se schädlich sind, ist wahrscheinlich nicht allgemein präsent. Der Magenkeim gilt als Verursacher von Magenkrebs, deshalb wird er eliminiert, aber womöglich um den Preis einer steigenden Häufigkeit von Speiseröhrenkrebs. Denn Helicobacter ist nicht nur böse, er fördert die Bildung regulatorischer T-Zellen, die das Immunsystem in der Balance halten.(*)

An diesem und vielen anderen Beispielen wird in der „Hygienefalle“ erläutert, dass die Medizin, die nicht zufällig so oft mit Kriegsrhetorik daherkommt, eine neue Sichtweise braucht. Das wird sie nicht freiwillig tun, dazu ist das bestehende System viel zu profitabel. Ehgartner schreibt im Nachwort, dass wir gerade eine „Revolution im Verständnis der medizinischen Wissenschaft“ erleben, weg von den alten Denkmustern. Da ist er vielleicht zu optimistisch. 


Bert Ehgartner: Die Hygienefalle. Ennsthaler Verlag, Steyr 2015, 252 Seiten, 19,90 Euro


Ein sehr interessantes (leider mit vielen Rechtschreibfehlern behaftetes) Interview mit Ehgartner findet sich hier

Es gibt nicht viele Journalisten, die von einem Impfstoffhersteller mit einer Gerichtsklage bedroht worden sind. Zum Glück ging die Sache gut aus für ihn. 




(*) Das lässt sich ergänzen durch eine aktuelle koreanische Studie über Alkoholkonsum und Magenkrebs (Ma et al, British Journal of Cancer, 2015). Nur bei Studienteilnehmern ohne Helicobacter war starker Alkoholkonsum mit einer erhöhten Magenkrebsrate assoziiert. 
Und auch das ist interessant: Helicobacter-Infektion im Kindesalter kann vor Asthma schützen




2 Gedanken zu „Buchempfehlung: „Die Hygienefalle““

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