Veterinäre aus den USA und Kanada haben bei 150 privat gehaltenen Frettchen die Impfantikörper für Staupe gemessen.
Ergebnis: 90 Prozent der Frettchen – Alter: von 16 Wochen bis zu acht Jahren – hatten den in der Studie geforderten Titer von mindestens 1:50 (Serumneutralisation).
Die zehn Prozent Tiere mit Werten unter 1:50 wurden nachgeimpft. Das ließ den Titer aber nur bei 40 Prozent der Nachimpflinge auf mindestens 1:50 steigen. Wieder einmal zeigte sich, dass viel impfen nicht viel hilft.
Wichtigste Erkenntnis dieser Studie: Die Unterschiede in der Titerhöhe hatten nichts zu tun mit dem Zeitabstand zur letzten Impfung.
Frettchen, deren letzte Staupe-Impfung mehr als drei Jahre zurücklag, schnitten nicht schlechter ab als jährlich geimpfte.
Anders gesagt: Ob ein Frettchen den geforderten Wert von 1:50 erreichte, hing nicht von häufigen Nachimpfungen ab.
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Foto: Wikimedia Commons |
Da schau her.
Sogar Frettchen haben ein Immunsystem mit Gedächtniszellen.
Die Studie von Wagner und Bhardwaj ist 2012 erschienen, sie ist also nicht neu, und sie ist auch nicht die erste ihrer Art.
Das hat aber die Stiko Vet nicht daran gehindert, in ihrer „Leitlinie“ von 2013 unverdrossen die jährliche Staupe-Impfung für Frettchen zu empfehlen.
Keine so gute Idee, weil Frettchen ziemlich empfindliche Tiere sind und eine deutlich höhere Impfnebenwirkungsrate aufweisen als Katzen und Hunde. Vor allem schwere allergische Reaktionen sind gar nicht selten. Und Impfsarkome sind bei ihnen auch erschreckend häufig.
Die Studie ist im Grunde genauso bescheuert wie die meisten Untersuchungen auf dem Gebiet der Haustierimpfstoffe.
Erstens wird überhaupt nicht begründet, warum Frettchen lebenslang einen Staupetiter von mindestens 1:50 haben müssen. Dafür gibt es gar keinen Beleg.
Denn jeder nachweisbare Titer zeigt an, dass die Impfung geklappt hat und ein Immungedächtnis angelegt worden ist.
Siehe auch diese Studie zu Staupetitern bei Hunden.
Zweitens schreiben die beiden Autoren dauernd von Staupe-„Boostern“, also Auffrischimpfungen.
Staupeviren sind eng verwandt mit Masernviren, beides sind Morbilliviren.
Bekommen Menschen gegen Masern „Booster“?
Nein, nein, nein und nochmals nein.
Siehe zum Beispiel die Masern-Info auf der Website des Robert-Koch-Instituts. Dort heißt es:
„Die empfohlene Zweitimpfung (die keine Auffrischimpfung ist!) soll den Kindern, die – aus verschiedenen Gründen – nach der Erstimpfung keine Immunität entwickelt haben, eine zweite Gelegenheit zur Entwicklung eines ausreichenden Schutzes geben.“ (farbliche Hervorh. MP)
Ach ja, das ist auch noch interessant:
„Die Impfung erzeugt sowohl eine humorale als auch eine zellulär vermittelte Immunität. Grundsätzlich wird von einer lebenslangen Immunität nach zweimaliger Impfung ausgegangen.“
Mit ihrer jährlichen Impferei macht sich die Veterinärmedizin zum Gespött in den Biowissenschaften.
Das hat Professor Marian Horzinek vor rund 15 Jahren im Kreise internationaler Kollegen gesagt, und das gilt auch heute noch.
PS: In der Studie wird für dreijährliche Staupenachimpfung plädiert, weil das das Risiko von Nebenwirkungen „erheblich vermindern“ würde. Aber drei Jahre sind natürlich genauso ein Unfug wie die jährliche Impferei. Wichtig ist, dass die Frettchen ihre Staupe-Impfung (eine oder zwei) nicht zu früh bekommen.