Neues vom Impfmarkt 2



US-Tierärzte können sich freuen: Seit kurzem gibt es dort einen weiteren Einjahres-Impfstoff, und zwar gegen das neue Hundegrippevirus H3N2.

Genau gesagt sind es zwei, denn es handelt sich um zwei konkurriende Produkte von Merck Animal Health und von Zoetis. Beide sind bisher nur vorläufig zugelassen. 

Der Markt ist bestens vorbereitet nach all der Medienhysterie über das neue Influenzavirus H3N2. 

Und jetzt wird heftig Impfstoff-Marketing gemacht. 

Im Fokus stehen dabei nach unserem Eindruck die Kennels, Hundetagesstätten u. ä., damit die Druck auf die Hundebesitzer ausüben (keine Aufnahme ohne Grippeimpfung). 

Weil das ältere Hundegrippevirus H3N8 angeblich immer noch zirkuliert, soll dagegen weiterhin jährlich geimpft werden. Macht jährlich zwei Grippeimpfungen (H3N2 und H3N8), plus jährlich Lepto, plus jährlich Zwingerhusten. Da klingeln die Kassen. 

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Der schon länger zugelassene amerikanische Hundegrippe-Impfstoff (gegen den Virustyp H3N8) ist ein Totimpfstoff mit Wirkverstärker (Adjuvans). 

Höchstwahrscheinlich enthalten die beiden neuen Produkte ebenfalls ein Adjuvans. 

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Grippe-Impfstoffe für Menschen sind in der Regel zwar Totimpfstoffe, enthalten aber keine Adjuvantien. 

Berüchtigte Ausnahme: einer der Schweinegrippe-Impfstoffe von 2009. Er hat u. a. Narkolepsie verursacht. Auch in Deutschland (s. „Spiegel“ 51/2015).

Sie werden nur einmal verabreicht. Eine „Grundimmunisierung“ aus zwei Impfungen ist unseres Wissens beim Menschen nicht üblich. 

Grippe-Impfstoffe für Hunde enthalten Adjuvantien

Sie rufen also eine stärkere Immunantwort hervor. 

Trotzdem sollen sie zwecks Grundimmunisierung zweimal kurz hintereinander verabreicht werden. 

Seltsam.

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Die Grippe-Impfung ist beim Menschen die einzige, die jährlich gegeben wird. 

Und zwar deshalb, weil die Impfstoffe fast jedes Jahr geändert werden müssen. 

Das liegt an der Veränderlichkeit der Influenzaviren (antigenic shift und antigenic drift). Zumindest der Viren der Gruppe A. 

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Beide Hundegrippeviren, also H3N8 und H3N2, gehören ebenfalls zur Gruppe A. 

Also müssten sie ebenfalls mutationsfreudig sein. 

Bei Hunden (und Pferden) sollen Influenzaviren der Gruppe A aber nicht so veränderlich sein. 


Nehmen wir an, das stimmt. 

Warum soll man dann jährlich nachimpfen mit dem immer gleichen Impfstoff?

Seltsam. 

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Bestehen Grippe-Impfantikörper länger als ein Jahr?

Das ist für Humanimpfstoffe kaum untersucht worden, weil es ja fast jedes Jahr neue Produkte gibt. 

Aber einige ältere Untersuchungen liegen vor. Unter anderem Studien über mindestens drei Jahre Impfschutz bei Kindern (das betraf Zeiträume, in denen antigenetisch sehr ähnliche Viren zirkulierten). 

Ist für die Pferde- oder Hundegrippe-Impfstoffe nachgewiesen, dass die Impfantikörper nach einem Jahr verschwunden sind? Nein.  

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Würden wir Hunde gegen Grippe impfen lassen?

Natürlich nicht.

1. Influenza ist auch bei Hunden in aller Regel nicht tödlich. Ginge es um den Schutz besonders gefährdeter Hunde (chronische Krankheiten o. ä.), müsste man erst mal nachweisen, dass diese Risikogruppe überhaupt von der Impfung profitiert.

2. Wir kennen keine vertrauenswürdige Untersuchung über Influenza beim Hund. Es scheint nur Herstellerstudien oder herstellernahe Studien zu geben.  

3. Die natürliche Infektion hinterlässt eine breite Immunität, die nachfolgende Infektionen mit anderen Grippeviren zumindest stark abmildert (heterosubtypische Immunität). 

©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/


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