WSAVA-Richtlinien für Welpenkäufer: Kommentar zu einem Leserkommentar



Unser drei Jahre alter Beitrag über die WSAVA-Richtlinien für Welpenkäufer, der populärste dieses Blogs, wird momentan wieder extrem oft angeklickt.  

Warum, wissen wir nicht, aber gut so: Möglichst viele Hundehalter/innen sollten wissen, dass die SHP-Nachimpferei den Schutz NICHT erhöht, wenn das Tier bereits Immunität aufgebaut hat. 

Geimpft ist geimpft. Mehr geimpft als geimpft geht nicht. 


Und das sagt nicht irgendwer, sondern die Vaccination Guidelines Group des Weltverbands der Kleintierärzte (WSAVA). 

***


Ein Leser/eine Leserin ist damit aber gar nicht einverstanden

>>Nichts desto trotz sollten regelmäßige „Auffrischungen“ erfolgen. Gerade der Parvo-Virus ändert sich gerne mal, sodass eine Impfung dann auch eine aktuelle Immunität setzt. Sonst kommt es nämlich zu den „rätselhaften“ Impfdurchbrüchen. Es sollte auch bei Haushunden unbedingt auf eine aktuelle Impfung gegen den sogenannten Zwingerhusten geachtet werden. Nicht geimpfte Hunde verteilen diesen lustig auf der Hundewiese und überall sonst, wo sie sind. Übrigens können auch Menschen an diesen Virus (ähnlich dem Grippevirus) erkrankten.<< (Original-Rechtschreibung)



Unsere Anmerkungen zu dieser Zuschrift: 


1. Der Schreiber/die Schreiberin sollte nicht uns belehren, sondern die Vaccination Guidelines Group. Deren Vorsitzender ist Professor Michael Day, wohnhaft und erreichbar in England. 


2. Gerade der Parvo-Virus ändert sich gerne mal, sodass eine Impfung dann auch eine aktuelle Immunität setzt.“

Das ist Käse. 

– Das Parvovirus (nicht: der) hat sich zwar verändert seit seinem schlagartigen Auftauchen vor rund 40 Jahren, statt CPV 2 haben wir nun CPV 2a, 2b und 2c. Aber antigenetisch unterscheiden sich diese neueren Virusvarianten NICHT sehr stark vom alten CPV 2.

– Die meisten Parvo-Impfstoffe sind alles andere als neu, manche sind seit mehreren Jahrzehnten am Markt. Auch die neueren sind mehr als zehn Jahre alt. Es ist NICHT so, dass die Hersteller dauernd neue Parvo-Impfstoffe entwickeln. Das ist nach heutigem Stand der Forschung gar nicht nötigLaut Herstellern und Parvo-Experten schützen die alten CPV-Impfstoffe (basierend auf CPV 2 oder 2b) vor den neuen Varianten, also 2a, 2b und 2c. Dazu sind etliche Studien veröffentlicht worden. 

Wie die immer gleichen, alten Impfstoffe durch häufig wiederholte Gabe eine „aktuelle“ Immunität „setzen“ sollen, ist uns schleierhaft.

Oder wird ein Impfstoff dadurch „aktueller“, dass man ihn jährlich oder alle paar Jahre wieder reinhaut? Das wäre ja ein biologisches Wunder



3. Es sollte auch bei Haushunden unbedingt auf eine aktuelle Impfung gegen den sogenannten Zwingerhusten geachtet werden. Nicht geimpfte Hunde verteilen diesen lustig auf der Hundewiese und überall sonst, wo sie sind. Übrigens können auch Menschen an diesen Virus (ähnlich dem Grippevirus) erkrankten.

Auch Käse. 

Professor Ron Schultz: Zwingerhusten – oder, wie er es nennt, canine cold = Hundeerkältung – ist keine impfpräventable Erkrankung. Und zwar, weil es nur gegen drei der vielen verschiedenen Erkältungserreger Impfstoffe gibt. 

Und, nein, Menschen können NICHT durch den Hundeerkältungserreger canines Parainfluenzavirus erkranken (das „Pi“ in den Kombi-Produkten). 

Auch nicht durch den Hundeerkältungserreger canines Adenovirus 2 (das CAV 2 oder H oder HAV in den Kombi-Produkten). 

Übertragbar und potentiell gefährlich für (stark immungeschwächte) Menschen ist lediglich der bakterielle Erreger Bordetella bronchiseptica (B. b.).

Immungeschwächten Menschen ist aber auch nicht geholfen, wenn man Hunde gegen B. b. impft. Denn die Wirksamkeit dieser Impfstoffe ist notorisch bescheiden. 

Die Hersteller behaupten natürlich etwas anderes. Ihre Studien (unabhängige gibt es gar nicht) sind methodisch ziemlich schlecht, wie Ellis in seiner Übersichtsarbeit von 2015 feststellt. 

Kein Hersteller kann behaupten, dass die Impfung die Infektion mit B. b. verhindert

Und: Sieben Wochen lang (Bronchi-Shield), resp. sechs Wochen lang (Nobivac BbPi) nach der Impfung sollen sich immungeschwächte Menschen von den geimpften Hunden fernhalten, weil die Tiere das Lebendimpfbakterium so lange ausscheiden. Immungeschwächte Menschen können sich mit ausgeschiedenem Impfbakterium infizieren und daran erkranken.  

Außerdem: Das Impfbakterium kann auch die Impflinge selbst krankmachen (Husten, Niesen, Augenausfluss). Hält das länger an, soll man die Impflinge laut Beipackzetteln der beiden Produkte mit einem Antibiotikum behandeln.

Wirklich doll, diese Impfstoffe. 


PS: Zum Thema Parvo-Nachimpfung siehe auch hier


©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/










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