Lepto-Schlagzeilen in Großbritannien


Ist der Lepto-Vierfachimpstoff Nobivac L4 gefährlich? Ist er gefährlicher als andere Lepto-Impfstoffe? Presseberichte in Großbritannien erwecken diesen Eindruck. 

Ist da was dran?

Das britische Veterinary Medicines Directorate (VMD) hat uns auf Anfrage ein paar Daten zu den Nebenwirkungsmeldungen im Zusammenhang mit Nobivac L4 geschickt. 

Demnach gab es in den dreieinhalb Jahren seit der Zulassung (Daten bis einschließlich Januar 2016) tatsächlich etwa 2000 Meldungen. 

Aber: Laut VMD wird gegen Lepto selten einzeln geimpft, meistens werden gleichzeitig Impfstoffe gegen Staupe, Hepatitis, Parvo usw. verabreicht. Daher ist unklar, welches der Produkte die Nebenwirkungen verursacht hat.

Unter den rund 2000 Meldungen steht Lethargie an erster Stelle, gefolgt von Erbrechen, Durchfall, Fieber, Appetitverlust, Schmerzen an der Impfstelle usw. 

Die meisten gelisteten Impfreaktionen sind allergischer Art, wie in anderen Auswertungen von UAW-Meldungen auch.    

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Bedenklicher ist allerdings dies:

Im „Public Bulletin“ der Europa-Arzneimittelbehörde Ema zu Nebenwirkungen von Veterinärpharmazeutika im Jahr 2015 heißt es zu Nobivac L4, 

dem Zulassungsinhaber (MSD Animal Health) sei empfohlen worden, seine Produktliteratur um die folgende Warnung zu ergänzen: 

„In sehr seltenen Fällen sind klinische Anzeichen von immunvermittelter hämolytischer Anämie, immunvermittelter Thrombozytopenie oder immunvermittelter Polyarthritis beobachtet worden“ (Übers. MP). 

Also: lebensgefährliche Blutarmut nach der Impfung, lebensgefährliche Blutungsneigung nach der Impfung und (i. d. R. behandlungsbedürftige und gar nicht harmlose) Gelenksentzündungen nach der Impfung. 

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Was meinen die mit „Produktliteratur“? 

Für Tierhalter zugängliche Produktinformationen meinen sie nicht. 

Beipackzettel oder die Ema-Impfstoffbeschreibung könnte man ja im Internet finden. 

Wir fragten die englische Veterinärbehörde VMD, ob denn auch die Hundehalter/innen diesen Warnhinweis irgendwo werden nachlesen können. 

Die Antwort der Dame vom VMD (Übers. u. Hervorh. MP): 

„Das Produkt ist verschreibungspflichtig, deshalb sollten (…) die Warnungen Sache des Tierarztes sein, der dann dem Tierbesitzer alle Risiken erläutern kann.“

Ach so. 

Wo man ja weiß, wie eifrig Tierärzte über Impfrisiken aufklären. Ob in Großbritannien oder bei uns. 

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Lepto-Impfstoffe sind grundsätzlich nicht besonders verträglich, darauf haben wir in diesem Blog schon zigmal hingewiesen. 

In der Humanmedizin sind Impfstoffe aus ganzen Bakterien (Bakterine) nahezu verschwunden. In der Tiermedizin natürlich nicht. 

Besonders nebenwirkungsträchtig sind Bakterine aus gram-negativen Bakterien (etwa Leptospiren und Borrelien), Stichwort endotoxische Reaktion.

In der Großtiermedizin weiß man das, da werden die Viehhalter auf dieses Risiko hingewiesen: „Nicht mehr als zwei Gram-Negative gleichzeitig bei Milchkühen, nicht mehr als drei Gram-Negative bei Fleischrindern“, u. ä. 

Kann sein, dass Nobivac L4 schlechter verträglich ist als die Vierfach-Produkte der Konkurrenz; kann aber auch nicht sein. 

Zumal die Marktanteile der konkurrierenden Lepto-Vierfachimpfstoffe nicht öffentlich gemacht werden.


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Uns käme gar kein Lepto-Impfstoff ins Tier. Weder dieser hier noch irgendein anderer


©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/




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