Der Plus-Minus-Beitrag „Wie Tierärzte Kasse machen“ vom 12. April steht ab jetzt ein Jahr lang in der ARD-Mediathek (Textversion und Video).
Traurig, dass der Hamburger Tierarzt Dirk Schrader anscheinend der einzige Veterinär in ganz Deutschland ist, der sich offen und kritisch mit dem eigenen Berufsstand auseinandersetzt. Fast immer, wenn Medien über fragwürdige Zustände in der Kleintiermedizin berichten, muss Schrader ran.
Es ist leider nicht überzeugend, was die Autoren zum Problem Überimpfung präsentiert haben.
Da sollen also Hunde gegen „Tollwut, Staupe und Hepatitis“ nachgeimpft werden. Seltsam, dass da Parvo fehlt.
Dass Tierhalter dabei von manchen Tierärzten mit überhöhten Preisen geschröpft werden, ist empörend, aber es ist nicht das Hauptproblem.
Warum soll man überhaupt gegen Staupe und Hepatitis (sowie Parvo) nachimpfen, wenn doch klar ist, dass der Schutz nicht nach einem Jahr oder nach drei Jahren urplötzlich verschwindet? Das wurde nur am Rande thematisiert, durch Schraders Aussage, bei diesen „gedrängten wiederholten Impfungen“ werde das Immunsystem „außer Gefecht gesetzt“.
An der Stelle hätte man klarstellen müssen, dass Auffrischungen nicht nur das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen, sondern auch und vor allem überflüssig sind, weil sie den Schutz gegen Staupe, Hepatitis und Parvo gar nicht erhöhen.
Nicht überzeugend ist auch die Erklärung, die für die Überimpferei angeboten wird, nämlich der zunehmende Konkurrenzdruck. Den gibt es sicherlich, zumal in attraktiven Städten mit viel zahlungskräftiger Kundschaft. Allerdings waren große Kombis schon vor 15 Jahren beliebt, das ist kein neuer Trend, genauso wenig die erheblichen Preisunterschiede von Praxis zu Praxis.