Rad jetzt auch in Großbritannien neu erfunden


Nach den Australiern haben nun auch britische Veterinäre das Rad neu erfunden. 

Sie haben nämlich in einer Studie entdeckt, dass Hunde ein richtiges Immunsystem besitzen. Sogar mit Immungedächtnis.

OMG.

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In der Studie wurden bei 486 Hunden aus Privathaltung die Impfantikörper für Staupe, Hepatitis und Parvo (SHP) gemessen. Ihre letzte Impfung lag zwischen etwa 1 Monat und 10 (!) Jahren zurück, mehrheitlich waren es bis zu 42 Monate (R. Killey et al. 2018). 

Benutzt wurde dafür der Praxisschnelltest Vaccicheck*. 

93,6 Prozent hatten Antikörper für alle drei Erreger. 

Nur bei 31 Hunden (6,4 Prozent) fehlten messbare Antikörper für einen oder mehrere der drei Erreger. 

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Warum hatten diese 31 Hunde negative Ergebnisse für S, H oder P? Dazu werden in dem Paper verschiedene Erklärungen erörtert: (chronische) Erkrankung, Non-Responder (genetisch bedingt), Testfehler (kein Titertest liefert 100 Prozent richtige Ergebnisse). 

Außerdem weisen die Autoren immerhin auf dies hin: 

„Die Abwesenheit von Antikörpern im Serum bedeutet nicht unbedingt die Abwesenheit einer Immunantwort oder die Abwesenheit eines Immungedächtnisses.“ 
(Übers. MP)

Es könne noch zellvermittelte Immunität vorhanden sein, die könne man jedoch nicht routinemäßig messen. 

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Frohe Botschaft der Studie: Die britischen Tierärzte könnten sich darauf verlassen, dass die Nachimpfung mit „Drei-Jahres“-SHP-Produkten bei ausgewachsenen Hunden langlebige Immunität erzeugt. 

Tja. In der Veterinärmedizin gelten drei Jahre als „langlebig“. 

Interessanterweise machen sich die Autoren nicht die Mühe, den Zusammenhang zwischen Zeitabstand zur letzten Impfung und Messergebnis zu untersuchen. Also aufzudröseln, wie hoch der Anteil der positiven und der negativen Testergebnisse bezogen auf den Zeitabstand ist. In anderen Studien wurde das gemacht, und es zeigte sich, dass der Zeitabstand nicht die entscheidende Größe ist. Aus der tabellarischen Darstellung lässt sich allerdings erschließen, dass Hunde auch noch zehn Jahre nach der letzten Impfung einen messbaren Titer haben können. Was wiederum weder neu noch überraschend ist, jedenfalls nicht für Immunologen oder für Impfexperten wie Professor Ronald Schultz.

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Die Studie dient natürlich dem Zweck, den Praxisschnelltest zu vermarkten.  

Wie hier schon öfters angemerkt, geht es bei der Titerei darum, die schmerzlichen Umsatzverluste durch verlängerte Impfabstände auszugleichen. 

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Genauso wie in einer ähnlichen Studie von Münchener Veterinären** wird die entscheidende Frage nicht mal im Ansatz angesprochen. 

WARUM muss man bei Hunden dauernd Impftiter kontrollieren?


Wenn das medizinisch geboten ist: 

Warum ist es dann bei Menschen nicht üblich?



* Der Test schreibt sich mit Binnen-Versal: „VacciCheck“; typischer Sprachdreck von Werbefuzzis, deren linguistische Verbrechen längst unter Strafe gestellt gehören.

** Die Münchener Studie über Parvo-Impftiter wird von Killey et al. eigenartigerweise nicht in den Referenzen aufgeführt. 


©haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/

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