Blütenlese Tollwut: Rabies im Rehbraten?

Im Rhein-Neckar-Raum treibt sich ein Fuchs in besiedeltem Gebiet herum. Die Regionalzeitung fragt einen Forstexperten, ob die Leute deshalb Angst haben müssen.

Der Forstexperte sieht – richtigerweise – dafür keinen Grund, denn die Tollwut sei Vergangenheit, auch als potentieller Überträger des Fuchsbandwurms sei das Tier keine wirkliche Bedrohung.

 

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Hier hätte die Meldung enden können, aber leider hat die Verfasserin auch noch einen Jäger befragt.

Und das ist, wenn es um Füchse und um Tollwut geht, meistens keine gute Idee. So auch dieses Mal.

Auf die Tollwutgefahr „wirft der Jägersmann den Blick eines Praktikers und hinterlässt ein großes Fragezeichen“: Das wisse man nie, gebannt sei die Gefahr „nur theoretisch“. Dann beklagt er, dass nicht jedes erlegte Tier untersucht werde.

Zum Schluss setzt der Waidmann noch eins drauf: „Was glauben Sie, wie viele Tollwut-Rehe gegessen werden?“

Der Erreger sei aber in gekochtem Zustand unbedenklich. Uff! Gerade noch mal Glück gehabt, die Rehbraten-Esser.

 

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Natürlich, so ein Jagdpraktiker weiß es besser als die „Theoretiker“ vom Friedrich-Löffler-Institut.

Das vermeldet in seinem Tiergesundheitsbericht für das Jahr 2016 (letztverfügbare Daten):

2016 wurden 4380 Tiere (davon 3049 Füchse) auf Tollwutvirus (Rabiesvirus) getestet.

„Alle Untersuchungen verliefen negativ.“ Also: Nix Tollwut bei am Boden lebenden Tieren.

 

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Auch wenn Jäger es nicht wahrhaben wollen: Es gibt keine Tollwut mehr bei Füchsen, Rehen usw.

Es zirkuliert nur noch Fledermaustollwut, die erstens sehr selten ist und zweitens eine andere Infektionskette darstellt als die terrestrische Tollwut.

 

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Warum sich Lokalreporter solche Bären wie den vom „Tollwut-Reh“ aufbinden lassen, wissen wir nicht.

Der Jägerschaft tun sie damit kaum einen Gefallen. Schließlich können die Waidmänner nicht alles erlegte Rotwild selbst essen.

Ob die Mär vom Wildbret mit Tollwut den Verkauf wohl fördert?

 

 

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