US-Richtlinien für Hundeimpfung: neue Version

Die US-Tierarztorganisation American Animal Hospital Association (AAHA) hat ihre Richtlinien für die Impfung von Hunden überarbeitet. Die neue Fassung vom November 2011 enthält u. a. die Feststellung, dass Viruslebendimpfstoffe schon nach einmaliger Verabreichung einen belastbaren Impfschutz erzeugen, sofern der Impfling keine maternalen Antikörper (Nestschutz von der Mutter) mehr hat. Das gilt beispielsweise für die Impfstoffe gegen Staupe, Parvo und Hepatitis.
Es ist erfreulich, dass dies endlich einmal in den Richtlinien klar gesagt wird. Denn unter Tierärzten herrscht immer noch die Überzeugung, Hunde (oder Katzen)  müssten mindestens zweimal mit Viruslebendimpfstoffen traktiert werden, damit Impfschutz entsteht – egal wie alt die Tiere bei der Impfung sind. Auch Impfstoffhersteller erzählen das gern. So behauptet etwa Intervet, man müsse zweimal oder noch häufiger hintereinander impfen, damit sich „Antikörper mit höherer Affinität bilden (Affinitätsreifung)“, s. a. HaimV-Blog vom August 2011. Nö, das ist gar nicht nötig, und nun kann man es auch in den US-Guidelines nachlesen.
Ebenfalls nachlesen kann man dort, dass inaktivierte Impfstoffe (Totimpfstoffe, also Impfstoffe mit abgetöteten, nicht mehr infektiösen Erregern) mindestens zweimal gegeben werden müssen, mit einer Ausnahme: Tollwutimpfstoffe. Diese Totimpfstoffe sind so immunogen, dass sie schon nach einmaliger Verabreichung einen  belastbaren Schutz erzeugen. Deshalb steht im Beipackzettel fast aller in Deutschland zugelassenen Tollwutimpfstoffe für Katzen und Hunde, dass die Grundimmunisierung aus EINER Impfung besteht. Was viele Tierärzte aber nicht daran hindert, die Patienten mehrmals hintereinander zu impfen.
Lobenswert ist ferner, wie ausführlich das Thema Impfnebenwirkungen behandelt wird.
(In den deutschen Impfrichtlinien, die sich pompös „Leitlinien“ nennen, kommen Nebenwirkungen überhaupt nicht vor.)
Dabei wird u. a. erwähnt, dass nach Impfungen Immunsuppression eintreten kann, also eine Schwächung der Abwehr. Und zwar ab dem dritten Tag für eine Dauer von sieben bis zehn Tagen. „Die Abwehrschwäche kann mit erhöhter Anfälligkeit für andere Krankheiten einhergehen“, so die Richtlinien (Übers. von mir). Wenn also ein Hund bald nach einer Impfung zum Beispiel an einer Atemwegs- oder Harnwegsinfektion erkrankt, dann kann das sehr wohl mit der Impfung zusammenhängen. Das haben wir nun sozusagen amtlich.
Amerika, Du hast es besser. Jedenfalls was die Haustierimpfungen betrifft.

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