Aus diversen Gründen (u. a. schönes Wetter und Faulheit) kommen wir erst jetzt dazu, uns mit dem Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts zu Impfnebenwirkungen bei Katze und Hund aus den Jahren 2016 und 2017 (veröffentlicht Ende 2019) zu befassen.
HUND
Insgesamt 746 Meldungen
Fast zwei Drittel entfallen auf die üblichen Kombi-Impfstoffe SHPPiL (Staupe-Hepatitis-Parvo-Zwingerhusten-Lepto) mit oder ohne Tollwutimpfstoff.
Die Anzahl der Meldungen nach Anwendung von Kombis mit Lepto sei „unverändert hoch“ gewesen, schreibt das PEI. Inbesondere bei den europaweit zugelassenen Impfstoffen mit Lepto-Anteil werde über eine hohe Zahl schmerzhafter Lokalreaktionen und über systemische Reaktionen berichtet.
Die berichteten Symptome wiesen auf Formen immunologischer Überempfindlichkeitsreaktionen hin: Ödeme an Kopf und Augen, Juckreiz, Erbrechen, Durchfall.
In 16 Prozent der Meldungen trat akutes Schockgeschehen mit respiratorischer Symptomatik (Atemnot) oder Herz-Kreislauf-Symptomatik auf.
28 Meldungen über Todesfälle
60 Fälle wegen unzureichender Wirksamkeit, von denen das PEI aber nur 21 Meldungen gelten ließ.
KATZE
Anders als im Abschnitt über Hunde werden zu Impfnebenwirkungen bei Katzen etwas mehr Details aufgeführt.
Insgesamt 205 Meldungen, überwiegend nach Verabreichung der üblichen Kombi-Impfstoffe mit oder ohne Tollwutimpfstoff
57 Fälle mit Apathie
43 Fälle mit Fieber
43 Fälle mit Erbrechen
32 Fälle mit Inappetenz, 28 Fälle mit Anorexie (die Katzen wollten nicht mehr essen)
9 Fälle von schweren anaphylaktischen Reaktionen, davon 8 tödlich
Insgesamt 28 Todesfälle
20 Fälle von Lokalreaktionen, davon 4 Fibrosarkome (= Impfsarkome)
26 Meldungen mit Verdacht auf unzureichende Wirksamkeit (von denen das PEI nur 10 gelten ließ), betreffend Katzenseuche, feline Leukämievirusinfektion und Katzenschnupfen
2 Meldungen über „trotz Impfung“ nicht abgeheilte Dermatophytose (es scheint immer noch Leute zu geben, die glauben, dass Impfstoffe gegen Hautpilzerkrankungen einen Nutzen haben)
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Angaben über die Gesamtzahl der betroffenen Katzen und Hunde fehlen auch in diesem Bericht. Meldungen können mehr als ein Tier betreffen.
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Dass die Meldungen nur einen sehr kleinen Teil der Nebenwirkungen wiedergeben, haben wir schon öfters angemerkt. Fachleute schätzen das Underreporting (Unterbleiben von Meldungen) auf 95 bis 99 Prozent.
Im Bericht für 2016 und 2017 weist das PEI selbst darauf hin – soweit wir es überblicken, zum allerersten Mal -, und zwar hiermit:
„Die in dieser Rubrik aufgeführten Informationen basieren auf Spontanmeldungen von Verdachtsfällen, welche die in der veterinärmedizinischen Praxis tatsächlich auftretenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen nur zum Teil erfassen (…) Rückschlüsse auf Inzidenzen (Verhältnis der UAW zur Zahl der Behandlungen) sind, basierend auf dem Spontanmeldesystem, nicht möglich.“
Aha. Da hat offenbar jemand was dazugelernt.
Jahrelang hat das PEI forsch und unwissenschaftlich in seinen Berichten Behauptungen wie zum Beispiel diese veröffentlicht:
„Geht man von etwa drei Millionen jährlich vorgenommenen Impfungen beim Hund aus, lässt sich bei den vorliegenden Meldungen mit insgesamt 127 betroffenen Tieren eine Inzidenz von 0,0042 Prozent ermitteln. Diese Zahlen belegen ein hohes Maß an Sicherheit der Impfstoffe beim Hund“ (PEI-Bericht für das Jahr 2007).
Nein, sie belegen eben gar nichts. Aber schön, dass das PEI das nun auch begriffen hat.