Impfempfehlungen mit ein paar guten Details

Der Fachbereich Veterinärmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München ist sicherlich Deutschlands fortschrittlichster, wenn es um Impfungen für Katzen und Hunde geht.

Münchener Hochschullehrer, vor allem Prof. Hartmann, haben relativ früh das Dreijahres-Kompromissmodell aus den USA aufgegriffen und versucht, es den Praktikern nahezubringen.(*)

Etwas versteckt finden sich auf der Website der Medizinischen Tierklinik der LMU Impfempfehlungen für praktische Tierärzte, in Form von Texten und Tabellen. Sie weichen teilweise erheblich von der „Leitlinie“ der deutschen „Ständigen Impfkommission Vet“ ab.

Alles in allem sind sie nicht so schlecht wie die „Leitlinie, vor allem die Empfehlungen zu Katzenimpfungen. Und zwar schon deshalb, weil Fibrosarkome an der Impfstelle, also Impfsarkome erwähnt werden.

In der „Leitlinie“ der Stiko Vet kommen Nebenwirkungen gar nicht vor.

Gemäß „Leitlinie“ sollen Katzen jährlich oder zweijährlich gegen Schnupfen (Herpes und Calici) nachgeimpft werden, den Münchenern genügt ein Dreijahresabstand. Vielleicht haben sie bedacht, dass Tierärzte sowieso nur Seuche-Schnupfen-Kombis verwenden.

Für FeLV empfiehlt die Uni-Tierklinik die Grundimmunisierung mit 16 und 20 Wochen, eine Drittimpfung mit 15 Monaten und danach Dreijahresabstände bis etwa zum achten Lebensjahr.

Die Altersresistenz gegen diesen Erreger entwickeln Katzen allerdings unseres Wissens nicht erst mit acht Jahren. Der Nutzen dieser Impfung bei adulten Tieren ist nicht belegt.

Immerhin wird angeraten, das adjuvansfreie FeLV-Produkt zu verwenden (wg. Sarkomverhütung).  

In den Münchener Empfehlungen für Hunde-Impfungen werden Nebenwirkungen ebenfalls aufgeführt. Für Parvo und Staupe wird ein Intervall von „drei oder vier“ Jahren genannt, der Vierjahresimpfstoff, auf den hier verwiesen wird, ist allerdings nicht mehr am Markt. (Informierten Tierhaltern/innen sind die SHP-Beipackzettel ohnehin wurscht.)

Die Empfehlungen zur Lepto-Impfung lassen eine gewisse Reserve zum Nutzen der alten Zweifach-Produkte erkennen. Interessanterweise wird die Lepto-Impfung, anders als in der „Leitlinie“, nicht zu den Hauptimpfungen (die alle Hunde haben sollen) gezählt, sondern zu den optionalen (non-core). Produkte mit drei oder mit vier Serovaren sind noch nicht berücksichtigt.

Die Impfung gegen Borreliose wird „generell nicht empfohlen“, auch nicht mit den relativ neuen Impfstoffen, die andere Borrelien enthalten als das alte Produkt.

Nicht korrekt ist die Angabe in den Texten, dass die Tollwutimpfung gesetzlich vorgeschrieben sei. Nein, ist sie nicht. Sie ist vorgeschrieben für den Grenzübertritt innerhalb Europas, aber im Inland besteht keine gesetzliche Pflicht zum Tollwutschutz.

In den tabellarischen Darstellungen stecken ebenfalls zwei Fehler: Für Hunde gibt es in Deutschland KEINEN Vierjahrestollwutimpfstoff, sehr wohl aber für Katzen.(**)

***

Fazit: Die Münchener Empfehlungen lassen auch zu wünschen übrig, in Details sind sie aber doch um Klassen besser als die elende „Leitlinie“ der Stiko Vet.

(*) Das ist verdienstvoll. Es bleibt aber die Tatsache, dass die Dreijahresabstände eine immunologische Luftnummer sind. Der Dreijahres-Kompromiss ist genauso willkürlich wie die jährliche Impferei, weil nicht wissenschaftlich fundiert. Auch Kleinsäuger haben ein Immungedächtnis, das länger als dreimal 365 Tage funktioniert.

(**) Und zwar Enduracell T und Rabdomun. Zwecks Impfsarkomverhütung sollte man jedoch das adjuvansfreie Dreijahresprodukt Purevax Rabies vorziehen.

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